Betrüger machen sich die enorme Beliebtheit von Labubu-Sammelfiguren zunutze und täuschen Verbraucher mit gefälschten Websites und Social-Media-Anzeigen. Betroffene verlieren so Hunderte von Euro für gefälschte “Lafufu”-Figuren oder gehen komplett leer aus. Hier erfahren Sie, wie Sie sich davor schützen können, selbst zum Opfer zu werden.
Der virale Trend, den Cyberkriminelle gern für sich nutzen
Falls Ihnen die Labubu-Figuren noch kein Begriff sind, werden Sie nach der Lektüre dieses Artikels verstehen, warum sie zu einem kulturellen Phänomen und gleichzeitig zu einem Alptraum für die Cybersicherheit geworden sind. Die kleinen Plüschfiguren mit dem boshaften Gesichtsausdruck und den charakteristischen scharfen Zähnen erfreuen sich großer Beliebtheit dank der Werbung von Prominenten wie Rihanna, Dua Lipa und Lisa von BLACKPINK sowie dank viraler Unboxing-Videos auf TikTok. Die Figuren wurden vom Hongkonger Künstler Kasing Lung entworfen und werden seit 2019 exklusiv von Pop Mart in Form von “Blind Box”-Sammlerstücken im Wert von 20 bis 30 US-Dollar verkauft. Sie sind so gefragt, dass seltene “geheime” Versionen für Tausende US-Dollar wiederverkauft werden. Stundenlang stehen Fans vor den Pop Mart-Filialen an und reisen sogar ins Ausland, um echte Labubus zu ergattern. Bei einer so hohen Nachfrage und einem so begrenzten Angebot dauert es nicht lange, bis Cyberkriminelle die Situation zu ihrem Vorteil nutzen.
So läuft eine moderne Betrugskampagne ab
Die Größe des Problems
Das Better Business Bureau (BBB) – eine gemeinnützige Organisation aus Kanada und den USA – hat über 76 Meldungen von Verbrauchern erhalten, denen statt echter Labubu-Figuren gefälschte “Lafufus” oder gar nichts geliefert wurden. Einige Opfer berichten, bis zu 500 US-Dollar bei einer einzigen betrügerischen Transaktion verloren zu haben.
So funktioniert die Betrugsmasche
Der Angriffsvektor ist äußerst bekannt und dennoch äußerst effektiv:
1. Infiltration der sozialen Medien: Betrüger überschwemmen TikTok und Instagram mit gesponserten Anzeigen, in denen Labubu-Figuren einer “Limited Edition” zu reduzierten Preisen angeboten werden.
2. Erstellung gefälschter Websites: Professionell aussehende Online-Handels-Websites imitieren das offizielle Branding von Pop Mart und verwenden Begriffe wie “begrenzte Stückzahl” sowie Countdown-Zähler, um die Opfer unter Zeitdruck zu setzen.
3. Abschöpfung von Zahlungen: Nachdem die Opfer ihre Zahlungsdaten eingegeben haben, versenden die Betrüger entweder minderwertige Fälschungen oder melden sich einfach nicht mehr.
4. Betrüger verschwinden: Wenn sich die Beschwerden häufen, verschwindet der gesamte Betrug über Nacht, nur um unter einem neuen Domainnamen wieder aufzutauchen.
Die gefährlichsten Plattformen
Das BBB warnt ausdrücklich vor folgenden betrügerischen Unternehmen:
- Kawaii Room
- Cult Neo
- Bubulands
- Bears R Us
- Labubu Fantasy
Darüber hinaus sind besonders TikTok-Livestreams problematisch, die sich als “Pop Mart USA” ausgeben. Mithilfe gefälschter Countdown-Zähler setzen sie Käufer unter Druck, um sie zum sofortigen Kauf zu animieren.
Warnsignale für Betrug
Warnsignale bei Websites
- Preise, die deutlich unter denen des Einzelhandels liegen (20-30 Euro für echte Labubus)
- Domains mit kleinen Tippfehlern in den offiziellen Markennamen
- Keine überprüfbaren Kontaktdaten, kein Kundendienst
- Kein offizielles Pop Mart-Branding und keine offiziellen Lizenzangaben
- Generische Auftragsbestätigungs-E-Mails ohne korrekte Unternehmensangaben
Gesponserte Anzeigen auf TikTok oder Instagram, die für “exklusive Angebote” werben
Diese betrügerischen Anzeigen wirken auf den ersten Blick legitim und enthalten oft professionelle Produktfotos, die von den offiziellen Pop Mart-Kanälen gestohlen wurden. Häufig werden in den Anzeigen utopische Rabatte wie “50 % Rabatt auf Labubu Limited Edition” oder ähnlich verlockende, aber unrealistische Angebote angepriesen. Mit Formulierungen wie “Nur noch 24 Stunden!” oder “Nur noch 100 Stück übrig!” werden Verbraucher in den Anzeigen dazu gebracht, spontan zu kaufen, ohne lange darüber nachzudenken.
Ein weiteres Warnsignal sind Links, die nicht zu popmart.com oder dem offiziellen Amazon-Store von Pop Mart führen, was auf betrügerische Aktivitäten hindeutet. Die Anzeigen stammen in der Regel von Konten mit generischen Namen oder von kürzlich erstellten Profilen, die nur wenig gepostet haben. Dies lässt darauf schließen, dass sie speziell für Betrugszwecke eingerichtet wurden. Die Kommentare sind entweder deaktiviert oder mit offensichtlich gefälschten positiven Bewertungen gefüllt, um den Eindruck einer zufriedenen Kundschaft zu erwecken.
Die Betrüger verwenden oft inoffizielle Terminologie oder schreiben “Labubu” absichtlich falsch. Außerdem nutzen sie mitunter auch Variationen wie “Lafufu”, um nicht von den Plattform-Algorithmen erkannt zu werden, die betrügerische Inhalte in Verbindung mit offiziellen Markennamen identifizieren und entfernen sollen.
Live-Streams mit Countdowns suggerieren Knappheit
TikTok-Livestreams haben sich zu einem besonders gefährlichen Vektor für Betrüger entwickelt, die ihre Opfer mit raffinierten psychologischen Manipulationskampagnen täuschen. In den Streams geben sich die Betrüger als “Pop Mart USA” aus und lassen diese täglich bis zu 12 Stunden laufen. Um die Zuschauer unter Zeitdruck zu setzen, zeigen sie Countdown-Zähler, die immer wieder zurückgesetzt werden. Die Moderatoren behaupten, dass die Lager aufgefüllt wurden (“Restocks”) oder es neue Ware (“New Inventory”) gibt, die jedoch nicht wirklich existiert. Die Zuschauer haben nur wenige Sekunden Zeit, um die verfügbaren Artikel zu kaufen, und sollen nicht lange überlegen.
Zudem werden die Zuschauer über den Chat manipuliert, der mit gefälschten Kommentaren von Bot-Konten gefüllt ist, die ihre Begeisterung ausdrücken. Währenddessen werden authentisch wirkende QR-Codes im Stream angezeigt, die jedoch zu betrügerischen Websites führen. Viele Hosts tragen Werbeartikel von Pop Mart oder zeigen echte Produkte, vertreiben dann aber Fälschungen. Außerdem versehen sie ihre Live-Streams mit offiziell klingenden Titeln wie “Official Pop Mart Restock Event” (“Offizielle Pop Mart-Nachschubaktion), um ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen.
Mehrere ähnliche Konten, die sich als offizielle Einzelhändler ausgeben
Um Glaubwürdigkeit aufzubauen und ein größeres Publikum zu erreichen, erstellen Betrüger ganze Netzwerke aus miteinander verbundenen gefälschten Konten. Diese Profile benutzen Variationen der Namen “Pop Mart USA” oder “Official Labubu Store” und übernehmen die offizielle Sprache von Pop Mart sowie die Kontaktinformationen in ihre Profilbeschreibung. Um Legitimität vorzutäuschen, verwenden sie unerlaubt Profilbilder mit dem Pop Mart-Logo oder offiziellen Produktfotos und betreiben Cross-Promotion unter den gefälschten Konten.
Durch Bot-Netzwerke und Beiträge, die entweder kürzlich gepostet wurden oder gestohlene Inhalte von offiziellen Konten zeigen, halten diese betrügerischen Konten ihre Follower-Zahlen künstlich aufrecht. Die Beiträge folgen keinem einheitlichen Muster, was vermuten lässt, dass sie automatisiert oder von Hintermännern verwaltet werden. Die Kommentare und Reaktionen wirken inszeniert.
QR-Codes und gefälschte Echtheitsnachweise
Die optischen “Nachweise” machen zunächst einen seriösen Eindruck, sind aber gefälscht und sollen Verbraucher täuschen. Die QR-Codes führen meist zu gefälschten Verifizierungs-Websites statt zum offiziellen Pop Mart-System. Die Echtheitszertifikate oder -stempel weisen ein ähnliches, aber nicht identisches Branding wie die offiziellen Materialien auf. Häufig verwenden die Betrüger Fotos von echten Labubu-Produkten als Echtheitsnachweis, versenden dann aber Fälschungen mit Serien- oder Chargennummern, die nicht mit den echten Nummerierungssystemen von Pop Mart übereinstimmen.
Außerdem werden holografische Aufkleber oder Sicherheitskennzeichen verwendet, die dem Original zwar ähneln, jedoch keine echten Verifizierungsmethoden bieten. Auch Screenshots von vermeintlichen Authentifizierungs-Apps, die von den Betrügern selbst erstellt wurden, sowie Verweise auf Drittanbieter-Dienste, die gar keine Verifizierung von Pop-Mart-Produkten durchführen, sollen Käufer täuschen. In einigen Fällen werden authentische Verpackungen gezeigt, obwohl die Produkte in Wirklichkeit in einfachen oder gefälschten Kartons geliefert werden.
Warnsignale beim Bezahlen
Hier gibt es viele Warnsignale, die auf Betrug hindeuten können. Oft verlangen die Betrüger eine Bezahlung mit Peer-to-Peer-Apps wie Cash App oder Venmo. Zudem verzichten sie auf sichere Kaufabwicklungen und SSL-Zertifikate, und machen es unmöglich, Bestellungen unmittelbar im Anschluss zu stornieren. Nachdem die Zahlung eingegangen ist, reagiert der Kundendienst in der Regel nicht mehr, sodass die Verbraucher keine Möglichkeit haben, sich zu wehren.
Unterschiede zwischen echten und gefälschten Labubus
Merkmale echter Labubus
Echte Labubu-Figuren haben genau neun spitze Zähne. Das ist das Hauptmerkmal für die Echtheit. Sie haben einen blassen, pfirsichfarbenen Teint mit einer charakteristischen Farbzusammensetzung. Auf der Unterseite eines Fußes ist das offizielle Pop Mart-Logo eingestanzt. Echte Produkte werden in einer ordnungsgemäßen Verpackung mit legitimen QR-Codes und holografischen Aufklebern sowie Echtheitsstempeln geliefert, die über das offizielle Pop Mart-System überprüft werden können.
Anzeichen für ein “Lafufu”
Bei gefälschten Versionen gibt es mehrere Merkmale, die darauf hindeuten, dass es sich um betrügerisch hergestellte “Lafufus” handelt. Die gefälschten Figuren haben immer weniger oder mehr als neun Zähne und eine andere Gesichtsfarbe oder einen anderen Gesichtsausdruck. Außerdem tragen sie entweder gar kein Pop Mart-Logo oder nur ein gefälschtes. Die Produkte haben eine auffallend schlechte Material- und Verarbeitungsqualität, und die Verpackungen enthalten keine überprüfbaren QR-Codes, die zu den offiziellen Authentifizierungssystemen führen.
Ihr Maßnahmenplan für mehr Cybersicherheit
Um sich vor diesen Betrugsversuchen zu schützen, ist ein vielschichtiger Ansatz erforderlich. Zunächst sollten Sie die Produkte ausschließlich über offizielle Kanäle erwerben. Kaufen Sie nur auf der offiziellen Pop Mart-Website unter popmart.com oder im verifizierten Amazon Store, um die Echtheit zu gewährleisten. Bevor Sie bei unbekannten Händlern einkaufen, sollten Sie vorher immer die Seriösität des Anbieters prüfen und nach “[Name der Website] Betrug” suchen.
Verwenden Sie sichere Zahlungsmethoden, die Schutz vor Betrug sowie Anfechtungsmöglichkeiten bieten, z. B. Kreditkarten statt Peer-to-Peer-Zahlungs-Apps. Seien Sie äußerst misstrauisch gegenüber Social-Media-Werbung, insbesondere solche, die Sie unter Zeitdruck setzt oder zum sofortigen Kauf drängt.
Wenn Sie Opfer eines Betrugs geworden sind
Wenn Sie feststellen, dass Sie betrogen wurden, sollten Sie sofort alles dokumentieren und Screenshots machen. Speichern Sie auch alle relevanten E-Mails und Transaktionsdaten. Wenden Sie sich unverzüglich an Ihr Kreditkartenunternehmen oder Ihre Bank, um die Abbuchungen anzufechten. Zeigen Sie den Betrug bei der Polizei an, um den Behörden zu helfen, diese kriminellen Machenschaften zu verfolgen.
Finanzielle Schadensbegrenzung
Beantragen Sie Rückbuchungen bei Ihrem Kreditkartenanbieter, und reichen Sie alle Nachweise ein, die belegen, dass die Ware irreführend beworben wurde. Verwenden Sie möglichst keine Peer-to-Peer-Zahlungs-Apps für künftige Einkäufe, da diese nur begrenzten Betrugsschutz und weniger Anfechtungsmöglichkeiten im Betrugsfall bieten.
Die weiteren Folgen für die Cybersicherheit
Der Betrug mit Labubus ist eine beunruhigende Entwicklung in der Cyberkriminalität. Er zeigt, wie schnell böswillige Akteure virale Trends ausnutzen, um hochentwickelte Betrugsnetzwerke aufzubauen. Die Betrüger nutzen den psychologischen Effekt der FOMO (fear of missing out, engl. für “Angst, etwas zu verpassen”) und suggerieren niedrige Stückzahlen, um ihre Opfer zu übereilten Zahlungen zu bewegen.
Sowohl für Verbraucher als auch für Cybersicherheitsexperten ist dies aufgrund mehrerer Faktoren besonders gefährlich. Die Betrüger können sich schnell anpassen und innerhalb weniger Tage nach dem Aufkommen eines Trends glaubwürdige Betrugskampagnen erstellen. Zudem fällt es Social-Media-Plattformen schwer, betrügerische gesponserte Inhalte schnell zu erkennen und zu entfernen. Zudem erschwert die internationale Reichweite vieler Kampagnen die Zusammenarbeit zwischen den Strafverfolgungsbehörden. Darüber hinaus gehören zu den Zielgruppen oft Jugendliche, die zwar schnell auf Trends aufspringen, aber noch keine Erfahrung mit raffinierten Betrugstaktiken haben.
Die Reaktion der Branche und Zukunftsaussichten
Pop Mart bemüht sich, Fälschungen zu bekämpfen. Aufgrund der weiten Verbreitung von Online-Betrug ist dies jedoch keine leichte Aufgabe. Social-Media-Plattformen verbessern zwar ihre Prozesse zur Überprüfung von Anzeigen, doch Betrüger finden immer wieder Möglichkeiten, die Schwachstellen im System auszunutzen.
In vielen Ländern beschlagnahmt der Zoll mittlerweile Sendungen mit gefälschten Labubu-Figuren. Bei den letzten Aktionen wurden bereits Hunderttausende gefälschte Exemplare beschlagnahmt. Die Gewinnspannen bei dieser Betrugsmasche sind jedoch nach wie vor so lukrativ, dass die Betrüger regelmäßig neue Kampagnen starten, um mit angepassten Taktiken der Erkennung zu entgehen.
Schutz der nächsten Verbrauchergeneration
Als Cybersicherheitsexperten und informierte Verbraucher haben wir die Verantwortung, andere für diese dynamischen Bedrohungen zu sensibilisieren. Der Betrug mit Labubus wird nicht der letzte Fall sein, bei dem Cyberkriminelle virale Trends ausnutzen. Er ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie böswillige Akteure die Psychologie der Verbraucher und aktuelle Trends mit raffinierten Tricks für ihre Zwecke missbrauchen.
Um sich als Verbraucher zu schützen, ist ständige Wachsamkeit und Sensibilisierung erforderlich. Daher gilt: Überprüfen Sie stets die Seriosität von Verkäufern, bevor Sie Ihre Zahlungsdaten weitergeben. Seien Sie misstrauisch gegenüber extrem günstigen Angeboten. Verwenden Sie außerdem Zahlungsmethoden, die Schutz vor Betrug und Anfechtungsmöglichkeiten bieten. Melden Sie den zuständigen Behörden mutmaßlichen Betrug, um andere Verbraucher vor Schäden zu bewahren.
Das Spannungsfeld zwischen viralen Social-Media-Phänomenen und Cyberkriminalität nimmt immer komplexere Formen an, da sich digitale Trends beschleunigen und kriminelle Kampagnen immer raffinierter werden. Wenn wir uns für diese Taktiken sensibilisieren und unser Wissen mit unseren Mitmenschen teilen, können wir die Erfolgsquote der Betrüger verringern und Verbraucher vor finanziellen Schäden bewahren.
Merken Sie sich: Eine gesunde Portion Skepsis ist bei viralen Trends und Online-Shopping nicht zynisch, sondern Teil einer bewährten Cybersicherheitsstrategie. Kurz gesagt: Vorsicht ist besser als Nachsicht.